Die Klauskapelle

Die Klauskapelle wird 1186 erstmals urkundlich erwähnt. Sie gehörte zu der 1293 nachgewiesenen Porta St. Nicolai, dem Klaustor, und war als Torkapelle ein Teil der mittelalterlichen Wehranlage. 1537 wird sie vom Rat der Stadt Goslar den Bergleuten übergeben, als Ersatz für die von den Goslarer Bürgern in der Auseinandersetzung mit Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel zerstörten Kirche St. Johannis im Bergedorf mit ihrem Hospital. Die Bergleute richten nun ihr Hospital im Nebenhäuschen der Kapelle ein und bauen es weiter aus. Sie geben regelmäßig ein Pfennig in die Büchse. Von diesem Geld werden Alte, Kranke und Verunglückte, Witwen und Waisen versorgt. Ein Teil des Hospitals ist in dem Haus Bergstraße 41 noch erhalten. Die Kapelle dient den täglichen Gebeten und Andachten der Bergleute zu Schichtbeginn, später zu Wochenanfang und als Bestattungskapelle für Verstorbene und Verunglückte.1552 kommt sie mit dem Erzbergwerk an das Herzogtum Braunschweig- Wolfenbüttel und ist dann lange Zeit im Besitz des Kommunion-Bergamtes. Dessen Nachfolger, die Preussag, verkauft sie 1969 an die Frankenberger Gemeinde, die schon seit dem Mittelalter das Kanzelrecht für die Klauskapelle hatte und die Bergleute betreute. Heute hat sie ihren festen Platz im Gemeindeleben für Andacht, stilles Gebet, Taufe, Trauung, Kirchenmusik und die Barbarafeier (4. Dezember) der Bergleute. Die Klauskapelle ist eine aus Bruchsteinen erbaute romanische Saalkirche. Sie hat ein rechteckiges flachgedecktes Schiff von 10 x 7 m und einen vorgelagerten rechteckigen, kreuzgratgewölbten Chor von 4 x 6m, der um eine Stufe erhöht liegt. Der Chor öffnet sich zum Schiff mit einem halbkreisförmigen schlichten Triumphbogen , der auf attisch profilierten Kämpfern aufliegt. An das Chorrechteck ist eine Apsis angefügt. Den Übergang bildet ein Rundbogen auf Kämpfern mit Würfelornament. Die fensterlose Südseite der ehemaligen Torkapelle ist ein Teil der Stadtmauer, deren Wehrgang über den Dachboden verläuft. Mehrere vermauerte Schießscharten sind noch zu erkennen. Den größten Teil der Westwand bildet die Ostbegrenzung des ehemaligen Torturmes. Neben der Nordwestecke ist ein rundes Fenster mit tiefer Leibung erhalten. Deutlich sind an der Mauerstärke die Teile der Kapelle zu erkennen, die zur Wehranlage gehören. In der Nordwand des Schiffes befinden sich drei hochgelegene, romanische Rundbogenfenster und die spitzbogige profilierte Eingangstür. Auf der Nordseite des Chores ist eine vermauerte Rundbogentür zu erkennen, die ehemalige Öffnung zum Hospital. In der Fortsetzung der Westwand nach Norden sind an der Bergstraße zwei Reliefs eingelassen, wahrscheinlich Darstellungen des Patrons der Kapelle St. Nikolaus.

           

Als die Bergleute die Kapelle 1537 übernahmen wurde sie neu ausgestaltet. Die Holzdecke des Langhauses stammt aus dieser Zeit. Die Bretter sind profiliert und mit gotischen Ranken und Rosetten bemalt, dazu mit dem Christusmonogramm (IHS) und verschiedenen Wappen. Über der Kanzel ist ein kleiner Rest der gotischen Freskenmalerei erhalten geblieben.

 

In der Apsis steht der um eine Stufe erhöhte, gemauerte Altar mit romanischer profilierter Mensa (12. Jh.), darauf ein aus Eichenholz geschnitztes Kruzifix (15. Jh.) und ein Lesepult aus der Lessen-Werkstatt (17. Jh.). Die Bergleute gestalteten aus zwei Erzbrocken zwei massive Kreuzträger, die sie nach ihrer letzten Schicht 1988 auf dem Weg zum Bergdankfest in ihre Klauskapelle brachten. Ein Leuchter aus Reicherz steht seitdem auf dem Altar, der Andere aus Armerz in einer Erztrage, wie sie im Mittelalter zum Erztransport benutzt wurde, auf der Erde. In der Apisrundung über dem Altar thront Christus in der Mandorla als Weltenrichter. Die Malerei ist der Rest einer Ausmalung von 1929 durch Reinhold Ebeling. Die gotische Holzkanzel, die einzige in Goslar aus dieser Zeit erhaltene, befindet sich in der Südostecke des Schiffes vor einem Mauerdurchbruch zum Chor. Sie bildet ein halbes Achteck und ist an den Ecken mit krabbenbesetzten Fialen geschmückt.Die Füllbretter sind mit gotischen Ranken bemalt.

 

Die Triumphbogengruppe wurde 1686 zusammengestellt. Maria und Johannes sind aus einer gotischen Tafelmalerei ausgesägte Figuren. Das Kruzifix entstand Anfang des 14. Jh. aus Lindenholz. Das Kreuz ist mit Astansätzen versehen. Der Korpus ist sehr schlank und fein modeliert mit langem Lendentuch und tauförmiger Dornenkrone. Eine seltene Arbeit aus dem 16. Jh. ist das Gesangbuchschränkchen an der Südwand. Über und zwischen zwei Kästen mit Schiebetüren in Renaissancestil ist ein spätgotisches Kruzifix gestellt. Georg Fürstenberg schuf 1951 die Schieferreliefs mit Schutzpatronen der Kapelle (St. Nikolaus) und der Bergleute (St. Barbara, St. Georg und St. Florian). Im selben Jahr wurde auch das Gestühl eingebaut und von den Malern Eichhorn und Lowak bemalt. Ursprünglich gab es kein Gestühl. Nur angesehene reiche Bürger hatten eigene Kirchensitze. Zwei solcher Kirchenstühle (um 1500 und um 1700) stehen noch in der Kapelle. Die kleine Barock-Orgel der Kapelle aus der Zeit um 1640, die sog. Prätorius-Orgel (nach der Klangauffassung von Michael Prätorius gebaut), befindet zur Zeit im Museum der Stadt Goslar. Zum Gottesdienst ruft eine alte Glocke. Sie hängt im Dachstuhl zwischen zwei nach Süden und Norden offenen Gauben und wurde im 13. Jh. für die Siechenhofkapelle St.Pankratius vor dem Breiten Tor gegossen, die1750 abgebrochen wurde. So kam sie 1752 in die Hospitalkapelle der Bergleute. Ihre Inschrift lautet: TUBA DEI EGO SUM (S)AN(C)TI PANCRACII (die Posaune Gottes bin ich in St.Pankratius), darunter: A O. Die Klauskapelle ist eine romanische Kleinkirche, die seit ihrer Erbauung im 12. Jh. fast unverändert blieb. Die Torkapelle ist Raum des Gebetes für Fremde (Kaufleute, Reisende, Pilger) und Schutz für die Stadt. Später wird sie für viele Jahrhunderte Gebetsraum der Bergleute, deren Anfahrtsweg über das Klaustor zum Bergwerk führt. Ihr bergender schützender Charakter teilt sich noch heute dem Besucher mit, lässt ihn ein wenig innehalten und stille werden im Bewusstsein des Geborgenseins in Raum, Zeit und Ewigkeit.