Das Innere der Kirche

Die Kreuzform bestimmt den Raumeindruck der Kirche. Die Vierung ist die Schnittfläche des Kreuzes. Nach Osten erstreckt sich der um drei Stufen erhöhte Chor mit dem wiederum drei Stufen höheren Altarraum und der Hauptapsis mit einer leichten Achsabweichung. Das südliche Querhaus wurde gotisch verändert, während das nördliche Querhaus räumlich fast unverändert blieb. Das Langhaus erstreckt sich über 2 1/2 Joche mit fünf Arkaden, die von einem Würfelfries gerahmt sind.

Die Fenster des Obergadens sind auf die Arkaden ausgerichtet. Die niedrigeren Seitenschiffe fügen sich an das Langhaus.

Das frühere Hauptportal führt im Nordwesten in das Seitenschiff. Im Westen öffnet sich eine Kapelle emporenartig mit drei Arkaden zum Mittelschiff. Die Kirche war zunächst flach gedeckt und wurde ab 1230 mit Gratgewölben zwischen spitzbogigen Gurt- und Schildbögen eingewölbt.

 

Haupt- und Nebenpfeiler sind am Sockel mit auf einer Schräge attischen und im Kämpfer umgekehrten attischen Profil versehen. In die Kanten der Nebenpfeiler sind dünne Säulchen mit Basis und Kapitell eingearbeitet. Die Kelchblattkapitelle der dreigliedrigen Gewölbevorlagen schmücken Palmetten und geometrische Ornamente, Symbolik der Lebenskraft und -entfaltung.

Nur ein Kapitell an der Gewölbevorlage des südwestlichen Pfeilers trägt ein Symbol des Bedrohtseins. Das Laster Luxuria (Wollust) wird dargestellt als nackte Frau, aus deren Mund und Scheide Schlangen fahren und an ihren Brüsten saugen. Die abstoßende, in Stein gehauene Abbildung soll die Menschen vor dem Bösen bewahren oder davon heilen.

 

Im Westen, dem Ort der Finsternis - die Sonne geht dort unter -, schützen die starken Türme den heiligen Raum. Zwischen die Türme ist die Kapelle in die Westempore gefügt. Reich ornamentierte, um 1180 entstandeme Säulen tragen die Westarkaden.

Sie stehen auf kräftigen Plinthen mit profiliertem Sockel, Basen mit Eckzehen und vorglagerten Löwen, geschmückt mit einem Palmettenfächer- und einem korinthisierenden Kapitell, darüber Kämpfer mit umgekehrtem attischen Profil. Die nachträglich eingestellten Säulen weisen auf die Steinmetzschule am Kaiserdom zu Königslutter.

 

Besonders erwähnenswert sind die gleichzeitig mit der Einwölbung um 1230 geschaffenen figürlichen Schlussteine im Chor (Lamm mit Kreuzesfahne auf einem Drachen = Christussymbol) und im nördlichen Querhaus (Stier mit Buch - Symbol des Evangelisten Lukas). Den Abschluss des Apsisgewölbes bildet eine Rosette. Die Gewölberippen des südlichen Querhauses schmücken verschiedene Gewölbesteine: Rosetten, Sterne und die Namen Christus, Petrus, Paulus sowie die Jahreszahl MDXII (1512).

Eine gotisch gefasste, bemalte Tür führt durch die nördliche Chorwand in die Sakristei. Der Schlussstein im Scheitel der Wölbung dieser ehemaligen Kapelle ist ein Christuskopf, dessen Strahlennimbus der Grundstein bildet.